Es ist Januar und alle beschäftigen sich mit Zielen. Wahrscheinlich hast du irgendwann im Verlauf der letzten Wochen deine Schreibziele für dieses Jahr definiert. Ich selber habe 2023 tatsächlich keine, beziehungsweise ich mache sie mir, wenn sie sich ergeben. (Denn 2022 habe ich keines meiner Ziele erreicht, da sich meine Gesamtpläne im März geändert haben.)
Ziele und Druck
Ziele haben zwei Seiten. Zum einen geben sie uns eine Orientierung, eine Richtung, die wir einschlagen können. Sie funktionieren wie eine Art Leitstern. Zum anderen können sie uns auch unter Druck setzen, nervös machen und einschränken. Wenn es dir ähnlich geht wie mir, kommt hinzu, dass Zweifel und Unsicherheit alltäglich sind, ja normal (und keine Sorge, das ist bei den meisten Menschen so).
Sind wir ehrlich: Das Leben ist so geartet, dass es einfach nicht immer nach Plan verläuft. Sogar öfter nicht als doch. Manche Dinge gehen unerwartet schief, andere unerwartet gut, ziehen uns in eine neue Richtung oder unsere Prioritäten verschieben sich … Wer weiß, was das Leben uns dieses Jahr bringen wird? Richtig: niemand.
Deshalb gibt es eine einfache Strategie, um den Druck herauszunehmen:
Denke in kleinen Schritten. Nimm dir Aufgabe für Aufgabe vor und konzentriere dich immer nur auf die eine Aufgabe, die gerade aktuell ist.
Beispiel: Ein Buch schreiben
Ein Buch , zum Beispiel. «Das Buch schreiben» ist die große Aufgabe, das Gesamtziel. Die kleinen Aufgaben sind:
- plotten
- Charaktere entwickeln
- Setting entwickeln
- Recherche
- Wörter aneinanderreihen, damit ein erster Entwurf entsteht
- überarbeiten
- betalesen lassen
Vielleicht planst du gerne und hast noch Kapitelplanungen, wichtige Ereignisse festlegen etc. auf der Liste. Es ist egal, woraus sie besteht. Der springende Punkt ist, dass ein Buch nicht von einem Tag auf den anderen entsteht, sondern Schritt für Schritt, Wort für Wort, sei es nur für den Hintergrund (Charaktere, Welt) oder für den Entwurf selbst. Auch die gelesenen Worte aus der Recherche gehören dazu.
Es sind tausend kleine Schritte notwendig, damit unser Buch Gestalt annimmt, dicker und tiefgründiger wird, bis es letztlich druckreif ist. Und dann sind es nochmals gefühlte hundert Schritte, bis es zur Veröffentlichung kommt …
Wenn ich nun jetzt zu Beginn meines Projektes (oder bei mir aktuell: In einem sehr frühen Stadium) schon an das fertige Buch denke und daran, wie es sein muss, bekomme ich eine Krise. Denn wie soll ich das jemals hinbekommen? Es ist schließlich komplex und das und dies und jenes muss rein … Dieses Denken kann uns verrückt machen.
Besser ist, jeden Tag an dem Buch zu arbeiten. Nimm dir jeden Tag 200 Wörter vor, oder ein Element (ein Charakter, eine Beschreibung, einen Recherche-Artikel), oder einfach grundsätzlich jeden Tag zu schreiben.
Kleine Schritte machen alles einfacher
Oder wie der Charakter Beppo in «Momo» so schön sagt:
«Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.»
Beppo in „Momo“
Konzentriere dich auf die Aufgabe, die unmittelbar vor dir liegt. Mache jeden Tag ein bisschen. Dann wirst du vorankommen, Erfolge sehen und dich gut dabei fühlen.
Alles andere liegt sowieso nicht in deiner Macht.